Cannabis-Inhaltsstoffe schützen vor Covid-19 – Neues aus der Forschung

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Cannabis-Inhaltsstoffe schützen vor Covid-19 – Neues aus der Forschung

Seit rund zwei Jahren hat die Corona Pandemie die ganze Welt im Griff. Die Wörter Corona und Covid-19 sind tagtäglich zu hören. Jede Nachrichtensendung befasst sich als Erstes mit den neuen Infektionszahlen und eventuell neuen Maßnahmen, die getroffen werden, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Mittlerweile gibt es Impfstoffe, die zwar eine Infektion mit dem Covid-19-Virus nicht verhindern können, aber dazu beitragen, dass eine Infektion milde verläuft. Die Forschung im Bereich von Medikamenten, die geeignet sind, um eine Infektion zu behandeln, dauert weiter an. Es gibt einige vielversprechende Ansätze und auch entsprechende Studien werden bereits durchgeführt, der große Durchbruch ist aber bislang noch nicht gelungen. Besser als eine Erkrankung zu behandeln, ist es aber dennoch immer, die Infektion zu verhindern. Bislang ist es der Forschung noch nicht gelungen, einen Impfstoff zu entwickeln, der zuverlässig gegen eine Infektion schützen kann. Das ist vielleicht aber auch gar nicht notwendig, denn im Januar dieses Jahres wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass Cannabis-Verbindungen in der Lage sein könnten, eine Infektion durch das Covid-19-Virus zu verhindern.

Eine aktuelle Studie zeigt: Cannabis-Verbindungen können eine Infektion verhindern

Am 10. Januar veröffentlichten Forscher der Oregon State University eine Studie, die zeigt, dass Cannabinoide, die in der Cannabispflanze zu finden sind, eine Infektion mit dem Covid-19-Virus verhindern können. Der Studie nach sind diese Verbindungen in der Lage, das Eindringen des Virus in die Zellen zu blockieren. Der entsprechende Forschungsbericht trägt den Titel „Cannabinoids Block Cellular Entry of SARS-CoV-2 and the Emerging Variants“ und wurde im Fachblatt „Journal of Natural Products“ veröffentlicht.

Im Rahmen dieser Studie konnten die Wissenschaftler herausfinden, dass es zwei Cannabinoidsäuren gibt, die für diese Wirkung verantwortlich sind. Dabei handelt es sich um die Cannabigerolsäure, auch bekannt als CBGA, und die Cannabidiolsäure, bekannt als CBDA. Beide Varianten sind in den meisten Hanfsorten zu finden. Diese beiden Verbindungen sind in der Lage, sich an das Spike-Protein von SARS-CoV-2 zu binden. SARS-CoV-2 ist das Virus, das Covid-19 verursacht. Die Verbindungen sind in der Lage, durch diese Bindung an das Spike-Protein zu verhindern, dass das Virus in die Zellen eindringt und den Menschen mit dem Virus infiziert. Es steht außer Frage, dass diese Erkenntnis einen Meilenstein in der Vorbeugung und auch der Behandlung der Corona-Erkrankung darstellt.

Allerdings sollte das Ergebnis dieser Studie jetzt niemanden dazu verleiten, sich Cannabis zu besorgen und dieses täglich zu rauchen. Die Studie zeigt, dass es diese beiden Cannabinoidsäuren CBGA und CBDA sind, die sich an das Spike-Protein binden. Am besten wirken diese beiden Inhaltsstoffe, wenn sie oral eingenommen werden, beispielsweise isoliert oder auch in Hanfextrakten. Sie sind oral eingenommen sehr gut bioverfügbar und es konnte bereits belegt werden, dass diese Verbindungen sicher in der Anwendung sind. Zudem lösen sie keinen Rauschzustand aus. Dies ist in einer Zusammenfassung der Studie zu lesen, die durch die Forscher erstellt wurde. Dort ist auch aufgeführt, dass diese beiden Verbindungen nicht nur in der Lage sind, Infektionen durch SARS-CoV-2 zu verhindern, sondern auch zu behandeln.

Was ist CBGA?

CBGA ist die Abkürzung für Cannabigerolsäure. Es handelt sich dabei um eines von vielen Cannabinoiden, das die Hanfpflanze produziert. Bei Cannabinoiden wiederum handelt es sich um Verbindungen, die mit unterschiedlichen Rezeptoren im Körper interagieren und so verschiedene Wirkungen und Reaktionen auslösen können. CBGA ist bisher noch weitestgehend unbekannt. Das ist eigentlich erstaunlich, denn CBGA ist eine sehr wichtige Verbindung. Sie wird auch häufig als Mutter-Cannabinoid bezeichnet. Der Grund dafür ist, dass CBGA eine wichtige Rolle spielt bei der Bildung von anderen Cannabinoiden. Die Cannabigerolsäure ist das erste Cannabinoid, das von der Hanfpflanze produziert wird. Durch enzymatische Umbauprozesse werden alle weiteren Cannabinoide aus der Cannabigerolsäure produziert.

Aus dem Cannabinoid CBGA werden drei sehr wichtige Cannabinoidvorläufer hergestellt: CBDA (Cannabidiolsäure), THCA (Tetrahydrocannabinole Säure) und CBCA (Cannabichromensäure). Aus diesen Vorläufern entstehen dann CBD, THC und CBG. Somit stammt auch das zweite Cannabinoid, das an der Verhinderung einer Infektion beteiligt ist, das CBDA, aus dem CBGA.

Was ist CBDA?

CBDA ist die Abkürzung für Cannabidiolsäure, die ebenfalls ein Inhaltsstoff der Hanfpflanze ist. Die meisten Cannabinoide liegen in der Hanfpflanze als Säure vor und werden im weiteren Verlauf umgewandelt. Bei CBDA handelt es sich um eine Vorstufe von CBD. Forscher gehen davon aus, dass CBDA wirkungsvoller ist als CBD, allerdings gibt es bisher noch keine Belege, die diese Vermutung untermauern. Diese neue Studie zeigt aber, dass die Wissenschaftler mit ihrer Vermutung richtig liegen könnten.

Wirkung auch gegen neue Varianten

Der Leiter der Studie, Richard van Breemen, erläuterte, dass die untersuchten Cannabinoide nicht nur sehr weit verbreitet seien, sondern auch leicht verfügbar. Sie seien im Hanf und in vielen Hanfextrakten reichlich vorhanden. Zudem sind sie nicht psychoaktiv und haben ein gutes Sicherheitsprofil.

Das große Problem mit den Impfstoffen ist, dass sie nicht in der Lage sind, vor einer Infektion zu schützen. Weiterhin besteht auch das Problem, dass sie oft unwirksam sind, wenn neue Varianten des Virus auftreten. Das bedeutet, dass praktisch bei jeder neuen Variante die Impfstoffe angepasst werden müssen. Bei den Cannabinoiden scheint dies anders zu sein. Der Studienleiter sagte, dass CBDA und CBGA auch die Wirkung der neuen Virus-Varianten blockierten. Zudem sagte er weiter, dass ihre Forschung gezeigt habe, dass die Hanfverbindungen gleichermaßen wirksam waren bei verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2, einschließlich der Varianten B.1.1.7 und B.1.351. B.1.1.7 wurde erstmals in Großbritannien nachgewiesen, B.1.351 erstmals in Südafrika.

CBDA und CBGA verhindern, dass sich das Spike-Protein mit dem Zelloberflächenrezeptor ACE2 verbinden kann, sie fungieren als Zelleintrittshemmer. Der Zelloberflächenrezeptor ACE2 ist besonders reichlich vorhanden auf den äußeren Membranen von Endothelzellen in der Lunge und auch anderen Organen. Es ist so nicht nur möglich, eine Infektion zu verhindern, sondern auch eine bereits bestehende Infektionen zu verkürzen.

Weitere Forschungen sind erforderlich

Wie immer in der Forschung ist es auch in diesem Bereich so, dass noch weitere Forschungen erforderlich sind, um die bisher festgestellten Ergebnisse zu belegen. Dennoch stellte der Studienleiter fest, dass die Studie eindeutig zeige, dass durchaus Medikamente mit Cannabinoiden entwickelt werden könnten, um die Infektion mit Covid-19 zu verhindern und bestehende Infektionen zu behandeln. Er betonte, dass besonders die Wirkung der Cannabinoide gegen neue Virus-Varianten sehr wichtig sei. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Impfstoffe gegen neue Varianten des Virus nicht wirksam sind, dadurch müssen die Impfstoffe bei jeder neuen Variante angepasst werden. Noch schlimmer ist, dass die Bevölkerung immer wieder geimpft werden muss. Grund für die Unwirksamkeit der Impfstoffe bei neuen Varianten ist, dass diese in der Lage sind, Antikörpern gegen SARS-CoV-2 der früheren Abstammung ausweichen können. Die aktuellen Impfstrategien beruhen laut van Breemen aber auf dem Spike-Protein der früheren Abstammung. Seine Studie zeige aber, dass CBDA und CBGA gegen beide untersuchte Varianten wirksam seien. Zudem hoffe er, dass sich dieser Trend auch ausweiten wird auf andere bestehende und auch zukünftige Varianten.

Er fügt aber ebenfalls hinzu, dass auch dann noch resistente Varianten auftreten könnten, wenn Cannabinoide weit verbreitet eingesetzt werden, aber eine Kombination von Impfung und der Behandlung mit CBDA/CBGA eine Herausforderung für SARS-CoV-2 darstellen sollte.

Ein vielversprechender Ansatz

Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr vielversprechend, dennoch müssen natürlich noch viele weitere Studien durchgeführt werden. Angesichts der Möglichkeiten, die sich dadurch bieten, sollten weitere Studien auch möglichst zeitnah durchgeführt werden. Wenn sich die Ergebnisse bestätigen, ist es mit einfachen natürlichen Wirkstoffen möglich, das Virus in den Griff zu bekommen. Was das für die Menschheit bedeuten würde, kann sich jeder vorstellen. Es ist wünschenswert, dass die Studien in diesem Bereich unter Hochdruck fortgesetzt werden, damit vielleicht schon bald ein entsprechendes Medikament oder Mittel auf den Markt kommen kann, das nicht nur Infektionen verhindert, sondern auch die Behandlung von Infizierten unterstützt. Dadurch würde Corona seinen Schrecken verlieren und die Menschheit könnte zur Normalität zurückkehren.