Hanf anbauen

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Hanf anbauen

Schon seit vielen Jahrhunderten wird die Hanfpflanze genutzt, um unterschiedliche Produkte daraus herzustellen. Wer jetzt gleich an Drogen denkt, liegt nicht ganz falsch, aber im Vordergrund standen zu den Zeiten andere Produkte wie beispielsweise Seile und Kleidung. In den vergangenen Jahrhunderten spielte die Hanfpflanze für die Herstellung solcher Produkte eine große Rolle. Heute ist die Bedeutung der Hanfpflanze noch einmal größer geworden. Zwar wird Cannabis mittlerweile leider häufig als Droge genutzt, aus dem Hanf kommen aber auch viele Wirkstoffe, die keine berauschende Wirkung haben, aber zu einem guten Wohlbefinden beitragen. Daher ist es verständlich, dass viele darüber nachdenken, einfach selbst Hanf anzubauen. Ein guter Gedanke, aber leider ist das nicht so einfach möglich.

Hanf anbauen – in Deutschland nur eingeschränkt erlaubt

Hanf ist eine Pflanze, die sich relativ einfach anbauen lässt und auch nicht allzu große Ansprüche stellt. Aufgrund der vielen Verwendungsmöglichkeiten von Hanf kommt daher oft der Wunsch auf, einfach im Garten oder im Gewächshaus ein paar Hanfpflanzen anzubauen. Das Vorhaben sollte aber besser gleich wieder vergessen werden, denn grundsätzlich ist der Anbau von Cannabis in Deutschland verboten. Es gibt zwar einige wenige Ausnahmen, diese stellen jedoch meistens keine Schlupflöcher dar, die genutzt werden können. Festgelegt wird dieses Verbot durch § 29 BtMG. Wird gegen das Verbot verstoßen, kann das mit einer Geldstrafe oder sogar Haftstrafe von bis zu 5 Jahren geahndet werden. Die Strafe fällt noch höher aus, wenn damit gewerbsmäßig Handel getrieben wird. In dem Fall kann die Strafe bis zu 15 Jahre Haft betragen. Es lohnt sich also nicht, heimlich irgendwo Hanf anzubauen.

Es ist aber möglich, dass von einer Strafverfolgung abgesehen wird. Das kann der Fall sein, wenn es sich um geringe Mengen handelt. Wie hoch diese geringe Menge sein darf, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In den meisten Bundesländern liegt die Grenze bei bis zu 6 mg Cannabis. Einige Länder erlauben aber bis zu 15 mg. Jetzt könnte der Gedanke aufkommen, dass es also doch möglich ist, zumindest eine Pflanze selbst anzubauen. Leider ist es aber so, dass auch eine einzige Pflanze ausreichend Blätter liefert, um die Toleranzgrenze bei weitem zu überschreiten. Daher ist nicht davon auszugehen, dass eine Strafverschonung infrage kommt, wenn die Pflanze angebaut wird. Privat darf Cannabis also nicht legal angebaut werden. Es gibt aber Ausnahmen, die sowohl für den Anbau von Nutzhanf als auch von Medizinalhanf gelten.

Anbau von Nutz- oder Medizinalhanf

Wer ganz legal Nutz- oder Medizinalhanf anbauen möchte, muss dafür zunächst einmal eine Ausnahmegenehmigung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragen. Diese Beantragung ist längst nicht so einfach, wie es sich anhört. Der ganze Prozess ist nicht nur aufwendig, sondern vor allen Dingen auch kostspielig. Zudem wird streng kontrolliert, ob die zum Anbau vorgesehenen Pflanzen auch wirklich alle Richtlinien erfüllen. Diese Richtlinien sind sehr streng. Das wichtigste Kriterium ist dabei der THC-Wert. Dieser darf auf keinen Fall den Maximalwert von 0,2 %, der in Deutschland gilt, überschreiten. Anders sieht es aus, wenn eine Ausnahme für die therapeutische Verwendung vorliegt, in dem Fall auch von THC. Nur wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, können auch Hanfpflanzen mit einem höheren THC-Wert legal angebaut werden.

Nutzhanf

Im 20. Jahrhundert rückte die Hanfpflanze vor allen Dingen zur Verwendung als Droge in den Mittelpunkt. Dass Hanf aber in allen Kulturen dieser Welt traditionell eine Nutzpflanze ist, die vielseitig verwendet werden kann, geriet dabei fast in Vergessenheit. In früheren Zeiten wurden aus Hanf Kleider, Segel, Papier, Seile und Taue sowie auch Kosmetikprodukte hergestellt. Henry Ford nutzte Hanf, um damit Anfang der 1940er-Jahre ein Auto zu bauen, das eine Revolution darstellte. Christoph Kolumbus umsegelte die Welt mit Tauen, die aus Hanf hergestellt waren. Mitte des 19. Jahrhunderts war es üblich, Hanf anzubauen. Es gab teilweise mehrere tausend Hektar große Felder, auf denen nur Hanf angebaut wurde. Im Jahr 1929 wurde jedoch der Besitz von Hanf in Deutschland verboten, somit verschwand er auch von den Feldern. Seit 1996 geht es jedoch wieder aufwärts mit der vielseitigen Pflanze.

Mittlerweile hat sich die Industrie weiterentwickelt und auch heute werden wieder Hanffasern verwendet. Sie sind besonders strapazierfähig und werden oft genutzt für Anstriche, Dämmstoffe und Beschichtungen. Daher ist der Anbau von Nutzhanf erlaubt, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Hier gilt ebenfalls, dass der Anbau von Hanf Privatpersonen nicht gestattet ist. Es gibt eine Voraussetzung, die erfüllt werden muss, das ist die unternehmerische Tätigkeit in der Landwirtschaft. Möglich ist auch der Anbau als Beihilfe für entsprechende Agrarbetriebe. Zudem ist es erforderlich, dass für den Anbau ausschließlich Saatgut verwendet wird, das nach EU-Recht zertifiziert ist.

Medizinalhanf

Neben dem Anbau von Nutzhanf ist auch der Anbau von Medizinalhanf in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Es ist erst seit 2017 möglich, Cannabis auf Rezept zu erhalten. Allerdings reicht es nicht aus, einfach beim Arzt nachzufragen und dann das Cannabis verschrieben zu bekommen. Um wirklich Cannabis auf Rezept erhalten zu können, ist ein genauer Arztbericht notwendig, der Aufschluss darüber gibt, welche Diagnose vorliegt und welcher Art die Symptome der Erkrankung sind. Zudem muss dokumentiert sein, welche Behandlungen in der Vergangenheit bereits gescheitert sind. Ärzte verschreiben nicht leichtfertig Cannabis. Menschen, die Cannabis als Droge konsumieren, brauchen also nicht zu hoffen, dass sie ihre Droge demnächst einfach auf Rezept bekommen können. Für Patienten mit Erkrankungen, bei denen jedoch alle alternativen Behandlungen bisher fehlgeschlagen sind, könnte Cannabis auf Rezept Erleichterung bringen. Für den Anbau von Medizinalhanf gelten ebenfalls sehr strenge Voraussetzungen.

Es ist aber möglich, dass Patienten in seltenen Fällen ihr Cannabis auch selbst anbauen dürfen. Auch dafür muss ein Antrag beim BfArM gestellt werden. Zudem muss ein Plan für den Diebstahlschutz erstellt werden. Eine weitere Voraussetzung ist, dass die Therapie mit Cannabis zwingend mit ärztlicher Begleitung erfolgen muss. Meistens sind es Patienten, bei denen die Krankenkasse die Kostenübernahme für die Behandlung mit Cannabis abgelehnt hat und die selbst finanziell nicht in der Lage sind, für die Kosten aufzukommen. Für gewöhnlich ist es aber so, dass diese Anträge nur in den seltensten Fällen genehmigt werden. Häufig landet das Ganze dann letztendlich vor Gericht, wo dann Richter darüber entscheiden, ob Patienten sich ihr Cannabis unter Einhaltung aller Regeln und Vorschriften selbst anbauen dürfen. Es gibt einige Patienten, die damit erfolgreich waren, aber auch andere, die gescheitert sind.

Hanf – eine sehr vielseitige Pflanze

Es ist unbestritten, dass Hanf wirklich sehr viele Verwendungsmöglichkeiten bietet. Da die Pflanze zudem sehr anspruchslos ist, kann sie sehr leicht angebaut werden. Wenn da nicht die ganzen Hürden wären, die dabei im Weg stehen. In den vergangenen Jahrzehnten rückte die Hanfpflanze immer mehr in den Fokus von Menschen, die Drogen konsumieren. Selbstverständlich können auch Drogen aus Hanf hergestellt werden, das ist keine Frage. Dennoch gibt es auch viele Eigenschaften und Wirkstoffe der Pflanze, die vorteilhaft für den Menschen sein können. Ein gutes Beispiel ist das Cannabinoid CBD, das im Gegensatz zum THC nicht psychoaktiv wirkt und somit keinen Rauschzustand auslöst, aber eine gute Wirkung auf das Wohlbefinden haben kann. Viele positive Wirkungen von CBD konnten bereits belegt werden.

Nutzhanf – die Produktgruppen

Größtenteils wird heute Nutzhanf angebaut. Aus dieser Pflanze werden hauptsächlich drei Produktgruppen gewonnen: Hanffasern, Hanfsamen und CBD.

Hanffasern

Aus den Fasern der Hanfpflanze kann nicht nur Kleidung hergestellt werden, sondern auch Dämmstoffe. Neuerdings kommen Hanffasern sogar zum Einsatz bei der Verarbeitung von Verbundwerkstoffen, hier ersetzen sie die Kohlefasern. Unter anderem kommen diese Verbundstoffe beim Fahrzeugbau zum Einsatz.

Hanfsamen

Hanfsamen enthalten viele essentielle Fettsäuren und wertvolle Spurenelemente. Daher eignen sie sich perfekt als Ergänzung zum herkömmlichen Speiseplan. Hanföl, das aus diesen Samen hergestellt wird, kann vielseitig in der Küche verwendet werden, beispielsweise in Salaten. Wissenswert ist, dass Hanföl eine sehr gute Quelle für Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ist und diese beiden Fettsäuren zudem noch im optimalen Verhältnis darin vorkommen.

CBD

CBD ist eines der Cannabinoide, die in der Hanfpflanze am häufigsten vorkommen. Im Gegensatz zum THC wirkt es nicht berauschend, hat keine bekannten Nebenwirkungen und ist legal erhältlich. CBD bietet viele positive Eigenschaften, von denen einige bereits wissenschaftlich belegt werden konnten. Besonders seine entzündungshemmenden, angstlösenden und entkrampfenden Eigenschaften werden hoch geschätzt und stehen im Mittelpunkt vieler Studien, die sich mit der möglichen Wirkung von CBD bei verschiedenen Erkrankungen befassen.

Hanf anbauen – ganz einfach

Hanf ist eine Pflanze, die nur sehr geringe Ansprüche stellt. Die Wurzeln reichen bis zu drei Meter in die Tiefe, daher brauchen sie kaum Wasser. Vorteilhaft ist auch, dass der Hanf schnell einen Bestandesschluss erreichen kann. Von einem Bestandesschluss wird dann gesprochen, wenn sich von mehr als 90 % aller Pflanzen in benachbarten Reihen die Blätter entweder berühren oder überlappen. Dadurch bildet sich ein geschlossenes Kronendach und es wird kein Pflanzenschutz benötigt.

Bodenqualität

Hanf stellt auch keine besonderen Ansprüche, wenn es um die Qualität des Bodens geht. Die Pflanze ist sehr pflegeleicht und gedeiht wirklich fast überall. Wer jedoch wirklich zufriedenstellende Erträge haben möchte, sollte genau überlegen, wo er seinen Hanf anbauen möchte. Dafür sind humose, tiefgründige, nährstoffreiche und kalkhaltige Böden am besten geeignet, die zudem über eine geregelte Wasserversorgung verfügen. Eine Rolle spielt auch der pH-Wert, dieser sollte neutral sein bis leicht basisch. Was die Hanfpflanze gar nicht verträgt, ist Staunässe. Schwere Tonböden oder auch leichte Sandböden sind weniger geeignet für den Anbau von Hanf.

Saat und Ernte

Gesät wird der Hanf im April, wenn die Blüten erscheinen, kann mit der Ernte begonnen werden, das ist oft bereits Ende Juli der Fall, so zum Beispiel bei Faserhanf. So einfach wie das Anpflanzen und die Pflege von Hanf ist die Ernte allerdings nicht, da dafür spezielle Maschinen erforderlich sind, beispielsweise wenn ab September die Samen für die Gewinnung von Hanföl geerntet werden. Das ist nur möglich mit einem Mähdrescher, der entsprechend modifiziert wurde, damit er nur die obersten Teile der Pflanze erntet.

Hanfsorten

Allerdings dürfen nur bestimmte Hanfsorten angebaut werden. Welche das sind, ist fest vorgeschrieben, derzeit sind es 58, die Anzahl ist aber schwankend, da immer wieder neue Sorten dazu kommen und andere aus dem Sortenkatalog genommen werden. Eine Aktualisierung des Sortenkatalogs erfolgt jedes Jahr bis spätestens zum 15. März. Dieser Sortenkatalog kann bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, kurz BLE, bezogen werden. Alle Sorten haben einen THC-Gehalt von unter 0,2 %. Für den Anbau ist nicht nur eine Genehmigung erforderlich, die Kultur selbst muss auch der BLE angezeigt werden. Der THC-Gehalt wird durch die Bundesanstalt geprüft. Erst danach ist es möglich, den Hanf zu ernten. Zugelassen für den Hanfanbau ist ausschließlich zertifiziertes Saatgut. Welche Sorte gewählt werden sollte, hängt von der primären Verwendung des Hanfs ab. Dementsprechend sollte auch der Standort, der Zeitpunkt der Aussaat und die Saatstärke gewählt werden. Wichtig ist, dass jeder Landwirt immer wieder neues Saatgut nutzen muss. Der Grund dafür ist, dass sich der Gehalt an THC in der nächsten Generation ganz natürlich erhöhen würde, was nicht erlaubt ist.

CBD Sorten

Der Anbau von Hanfsorten, die für die Gewinnung von CBD genutzt werden, ist weitaus anspruchsvoller, da hier ausschließlich weibliche Pflanzen genutzt werden. Sie werden durch Stecklinge vermehrt. Wichtig ist, dass sich keine anderen Hanffelder in der Nähe befinden, da die Pollen dieser Hanfpflanzen dann dafür sorgen könnten, dass die CBD Hanfpflanzen befruchtet werden, dann würden sich Samen bilden, das ist nicht erwünscht.

Der Anbau von Hanf – streng kontrolliert

Nicht ohne Grund ist der Anbau von Hanf für Privatpersonen untersagt, es hat bereits in der Vergangenheit zu viele Menschen gegeben, die Hanf angebaut und die Ernte dann als Droge verkauft haben. Das darf natürlich nicht toleriert werden und ist auch nicht gewünscht. Daher gelten für den Hanfanbau sehr strenge Regeln, an die sich die Landwirtschaftsbetriebe halten müssen, die Hanf anbauen wollen. Von den bestimmten Sorten über Genehmigungen und Kontrollen führt der Weg zu einer Hanfernte. Dennoch ist es die Mühe wert, denn die Hanfpflanze rückt wieder in den Fokus des Interesses, und zwar nicht als Droge, sondern als wertvolle Nutzpflanze, die sehr vielseitig eingesetzt werden kann. Ihre Anspruchslosigkeit sorgt dafür, dass sie in vielen Regionen des Landes wunderbar wachsen und gedeihen kann. Immer öfter kommt Hanf nun in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, sei es in der Industrie, bei der Herstellung von Bekleidung oder auch für die Produktion von Ölen und CBD Produkten. Sicher kann in Zukunft noch einiges vom Hanf erwartet werden.